Emese
Stipendiatin-Ausstellung in der Kulturkirche St. Stephani Bremen, 13.8. – 8.10.2020. Fotos: Jens Weyers
Für die Räumlichkeiten der Kulturkirche St. Stephani Bremen hat Emese Kazár eine Werkgruppe geschaffen, die sich motivisch an Jesus-Darstellungen aus der Zeit zwischen 1435 und 1556 orientiert. Es sind konkrete Bildzitate nach Werken von Rogier van der Weyden, Andrea Mantegna, Giovanni Bellini (und Werkstatt), Antonello da Messina, Vittore Carpaccio, Raffael, Hans Holbein dem Jüngeren, und Marten van Heemskerck.
Kazárs Bildfindungen nehmen die alte Tradition von Verhüllung und Enthüllung des Leibes Christi auf. Dabei sind Textilien mal gemaltes Bildmotiv, mal bildgebendes Material, mal beides.
„Bei der Arbeit Ille ego sum (Jener bin ich) handelt es sich um ein Spiegelmosaik, angelehnt an ein zerstörtes mittelalterliches Mosaik des Salvator mundi, das sich in der Lateranbasilika befand. [...] Der Titel Ille ego sum ist ein Zitat aus einer Inschrift unterhalb eines Reliefs im Florentiner Dom. Das Relief von Benedetto da Maiano zeigt, wie Giotto Stein für Stein ein Mosaik legt, das Christus darstellt. Die Inschrift umfasst neun Zeilen. Die erste lautet: „Ille ego sum perquem pictura extincta revixit“ („Jener bin ich, durch den das ausgelöschte Gemälde wieder lebendig wird“). Was Giotto in der Renaissance mit der Antike machte, macht Kazár heute mit der Renaissance – nur dass Giotto die Malerei des Körpers Christi verlebendigte und vermenschlichte, wohingegen Kazár sie einerseits verdinglicht und anderseits vergeistigt.“
»Das Heft Theresia und Elisabeth mutet wie ein klassisches Brautmodemagazin an – eine Hochglanzbroschüre mit royalem Namen, dezent und geschmackvoll gestaltet, auf gehobene Ansprüche ausgerichtet. Doch schon auf dem Cover wird deutlich – die Braut bröckelt.« – schreibt die Kunsthistorikerin Verena Borgmann über das Künstlerbuch von Emese Kazár.
Mit ihrem Projekt Theresia und Elisabeth liefert Kazár einen Denkanstoß, über Kategorien von Weiblichkeit – und Männlichkeit – nachzudenken, darüber, was diese Begriffe heute bedeuten und durch was sie sich manifestieren.
Die Bildmotive der 5-teiligen Gemäldeserie sind Zitate aus der Malerei der Frührenaissance. Um die himmlische Ehe von Maria und Jesus zu versinnbildlichen wurde der Jesusknabe Marias Kinn liebkosend dargestellt.1 Ausschnitte von Gemälden von Robert Campin, Bernard van Orley und Rogier van der Weyden habe ich auf zerlegte Brautkleider gemalt. Die Stoffe habe ich nur partiell bemalt.
1 Leo Steinberg, The Sexuality of Christ in Renaissance Art and Modern Oblivion. The University of Chicago Press, 1983